Hawaii

Peking. Hawaiian Airline. Frau mit Blume im Haar.

Welche Bedeutung hat Hawaii für mich?

Eine Frage, über die ich dann doch etwas länger nachdenken wollte. Dazu ergründete ich meine Vergangenheit, um mich wieder daran zu erinnern, wann ich überhaupt zum ersten Mal mit diesem Wort, diesen Inseln, die ich bisher noch nie persönlich besucht hatte, in Berührung kam. Und je länger ich darüber nachdachte, desto mehr sammelte ich kleine Geschichten aus meinem Leben zusammen, die damit im Zusammenhang standen. Den genauen Zeitpunkt, das erste Mal „Hawaii“, konnte ich nicht mehr benennen, doch war dies nicht wichtig für diese Geschichte. Mich erstaunte nur selbst, dass mich diese Inseln schon eine lange Zeit in meinem Leben mental begleiteten und je mehr ich darüber nachdachte, entdeckte ich, dass die einzelnen Ereignisse in immer kürzeren Abständen aufwarteten. Dies überraschte mich besonders in den letzten zwei Jahren, seitdem ich mich mit der Liebe intensiv beschäftigte. Und was ich dann entdeckte, weil es mich fand, mir den Weg wies, ließ mein Herz höher schlagen und weckte eine immense Neugier in mir auf diese Inseln und die Menschen, die dort lebten. Doch beginnen wir mit dem Blick in die weiter entfernte Vergangenheit.

So erinnerte ich mich daran, dass ich schon in meiner Teenagerzeit und den frühen Zwanzigern einen Einblick auf diese Inselgruppe erhielt. Eine Fernsehserie entführte mich an diesen Ort und Tom Selleck, alias Thomas Magnum, ließ mich damals schon von Oahu, Honolulu, Maui, Waikiki Beach und, und, und träumen. Wunderbare Luft-Aufnahmen während der Hubschrauberflüge von Magnum und T.C. zeigten die Schönheit der Inselkette im Pazifischen Ozean und ihre vielfältigen Landschaften. Doch noch ahnte ich damals nicht, wohin mich dies alles führen würde. Einige Jahre später stand ich in dem Büro einer ehemaligen Kollegin und entdeckte auf ihrem Schreibtisch ein große Kokusnuss, die mit Briefmarken beklebt war. Ich erfuhr, dass die Kollegin diese von Hawaii aus nach Deutschland verschickt hatte. Post-a-nut auf Molokai machte es möglich und sie erzählte weiter davon, dass sie die Inseln bereits zum siebten Mal besucht hatte. Ich spürte ihre Begeisterung für Hawaii und ihre Geschichten weckten in mir wieder den Traum selbst einmal dorthin zu fliegen. Doch zunächst verlief mein Leben in eine andere Richtung und es sollten wieder einige Jahre vergehen, in denen dieser Traum keine Bedeutung hatte. Eine weitere Berührung mit den Inseln erhielt ich dann über die Musik. 2010 eroberte ein Lied und sein Sänger in Deutschland die Chartlisten – Israel Kamakawiwo´ole oder liebevoll auch Iz genannt, verzauberte mich und Millionen mit seiner Version eines Medleys von „Over the rainbow“ und „What a wonderful world“. Der sanfte Riese setzte sich seinerzeit auch sehr für die Belange der Menschen Hawaiis ein und trug wesentlich dazu bei, dass die hawaiische Sprache durch seine Lieder wiederbelebt wurde und erhalten blieb. Eine interessante Persönlichkeit und doch blieb es mir verwehrt ihm jemals persönlich gegenüber zu treten, da er schon lange nicht mehr auf dieser Welt weilte.

Ich hatte inzwischen meine Faszination für Burlesque entdeckt und der ich drei Jahre lang folgte, indem ich Veranstaltungen besuchte, Tänzerinnen kennenlernte, diese zeichnete und selbst mein Äußeres dem Stil der 1940er bis 1960er Jahre anpasste. Fehlen durfte dann natürlich auch nicht die Blume im Haar und über einen Online-Shop entdeckte ich ein wunderschönes Exemplar, das sich „große Hawaii-Blume“ nannte. Nach dieser Zeit blieb die Blume ein Element, dass ich gerne ab und zu in meinen Kleidungsstil integrierte und im Sommer 2013, als ich „Das Büro der Liebe“ Projekt vorbereitete, trug ich jeden Tag die Hawaii-Blume im Haar, so dass diese zu meinem Erkennungszeichen avancierte und mich so mancher, der meinen Namen nicht kannte, als die Frau mit der Blume bezeichnete. Dies erinnerte mich auch an den berühmten hawaiischen Blumenkranz, den Lei, der die Schönheit der Hawaii-Inseln sowie den Aloha Spirit darstellte und dessen Duft ein Genuss für die Sinne sein soll, der das Gefühl des Willkommenseins heraufbeschwört. Doch zurück in meine reale Welt. In meinem Jahr der Liebe verbrachte ich viel Zeit in meinem Außenbüro, einem Café, mit dessen Besitzer ich mich angefreundet hatte und mit ihm und Nina ab und zu eine kleine Lotto-Tipp-Gemeinschaft bildete. In der Hoffnung auf den großen Gewinn malten wir uns dann oft aus, was jeder mit seinem Anteil tun würde und erfreuten uns an diesen Gedanken. So überlegten wir uns auch, wie wir uns gegenseitig über den Gewinn informieren wollten, indem wir beschlossen, dass derjenige, der den Schein abgab eine Kurzmitteilung mit den Worten „Koffer packen“ den anderen zukommen lassen sollte. Die Koffer würden uns dann nach Hawaii begleiten, wo wir erst einmal zu dritt feiern und den positiven Schock verarbeiten wollten. Der Gewinn sollte zu unserem Bedauern ausbleiben, allerdings begleitete mein Bewusstsein wieder ein Traum.

Während ich mein erstes Buch dann im ersten Halbjahr 2014 schrieb, hörte ich eines Tages wieder einmal das Lied von Iz im Radio und dieses Mal suchte ich bei youtube das Video dazu. Dort sah ich dann einen Zusammenschnitt hawaiischer Landschaftsbilder mit Aufnahmen von Iz, wie er am Strand vor Publikum, begleitet von seiner Ukulele, das Lied darbot. Das Video zeigte zum Ende des Liedes auch die Beerdigungszeremonie, in der die Asche von Iz dem Meer übergeben wurde, begleitet von unzähligen Menschen, die teils mit Booten ins Meer gingen, um der Zeremonie beizuwohnen und ihm so die letzte Ehre erwiesen. Mich berührte diese Szenerie sehr, denn die Menschen feierten dort auch sein Leben trotz aller Traurigkeit, die der Verlust mit sich brachte. Mir gefiel diese Form der Bestattung und da der Tod zu jedem von uns gehört wie das Leben, sprach ich mit Nina darüber und erzählte ihr, dass ich mir wünsche, dass auch meine Asche am Ende meines Lebens einmal ins Meer gestreut wird und alle, die dies begleiten, auch das Leben feiern sollen. Der Ort dafür sollte dann vorzugsweise auf Hawaii sein.

Wieder im Hier und Jetzt traf ich wenige Woche später einen Freund zu einer Kaffee-Pause und ich staunte nicht schlecht, als er bekleidet mit einem Hawaii-Hemd mir erklärte, dass er sich dieses tatsächlich extra aus Hawaii zuschicken ließ. Dies war einer dieser kleinen Momente, die auf mich zukamen, ohne dass ich gerade auch nur den Hauch eines Gedankens an Hawaii hatte. Ich fühlte mich dann immer wie jemand, dem zugeflüstert wird: „Vergiss Deinen Traum nicht. Verwirkliche ihn.“ Und so häuften sich diese Momente, deren Abstände merkwürdigerweise auch immer geringer wurden. Die Hawaii-Dokumentation im Fernsehen, über die ich stolperte, als ich lustlos hin und her schaltete. Eine Talkshow, die nichts mit Hawaii zu tun hatte und in der eine Dame plötzlich von ihrer Hawaii-Reise erzählte, die so wichtig für sie war. Die facebook-Seite über Hawaii, die mir auf der timeline angezeigt wurde, ohne dass ich danach suchte. Der Freund, den ich seit Jahren nicht mehr gesehen hatte und der mir von seiner Hawaii-Reise erzählte. Der alte Herr, der von seiner ersten großen Liebe berichtete, die er Ende der 1950er Jahre während seines Studiums in Wien kennenlernte und die später seine Ehefrau wurde – das Besondere daran: sie kam von Hawaii. Bis hin zu Aloha Food Tours, die mir auf Twitter plötzlich folgten, ohne dass ich dort je etwas zu Hawaii geschrieben hätte.

Im Oktober des letzten Jahres reiste dann Nina nach China für einen Modeljob und schickte mir auf ihrer Rückreise vom Flughafen in Peking ein Foto mit den Worten: „Schau mal, die Frau mit der Blume sieht genauso aus wie Du.“ Was ich dann sah fühlte sich völlig verrückt an. Nina hatte ein Flugzeug der Hawaiin Airlines fotografiert, dessen Leitwerk (Seitenruder) einen gemalten Frauenkopf mit dunklem Haar und einer Hawaii-Blume zierte, so wie ich sie immer trug. Ich musste lachen und dachte: „Das Leben ist ein Abenteuer und ich stecke mittendrin.“ Jetzt begann ich mich gezielt mit Hawaii zu beschäftigen und wollte mehr über die Inseln und ihre Geschichte erfahren. Ich lernte etwas über ihre polynesischen Wurzeln, las von ihrer Geschichte und ihrer Kultur und dann offenbarte sich mir der Sinn, der Zusammenhang zu meinem Lebensweg der letzten zwei Jahre. So entdeckte ich, dass der hawaiische Gruß „Aloha“ übersetzt „Liebe“ bedeutet und „Aloha ´aina“ die Liebe und die tiefe Verbundenheit der Hawaiianer zum Land ausdrückt. Für mich bedeutete diese Erkenntnis, dass ich meinen Traum wahr machen wollte, um die Inseln zu besuchen und die Menschen dort kennenzulernen. Meine Geschichten rund um die Liebe und über Hawaii flossen nun zusammen in die I AM FOR LOVE World Tour.

Anfang Februar schrieb ich dann das Konzept zur World Tour in einem Café im Düsseldorfer Hafen, dass ich zum letzten Mal im Dezember besucht hatte. Dort arbeitete an diesem Tag Steven, den ich schon vor längerer Zeit kennenlernte, der mir immer herzlich entgegen trat und neugierig darauf war, wie es in meinem Leben weiterging. Ich freute mich ihn nach längerer Zeit wiederzusehen und erzählte ihm von meiner Idee der World Tour und davon, dass mein persönliches Wunschziel auf dieser Reise Hawaii ist, wo ich allerdings noch niemanden kannte, dem ich eine Liebe-Botschaft überbringen würde. Er lächelte mich an und sagte: „Kein Problem. Du kannst dort meine Verwandten besuchen.“ Ich schaute ihn überrascht an, weil ich kaum glauben konnte, was ich gerade gehört hatte. Tatsächlich führen seine Wurzeln zurück zu dieser Inselkette im Pazifischen Ozean, die mich aus meiner Erinnerung bereits über 25 Jahre seelisch begleitete.

Über Alice Zumbé

Wer bin ich? Meine immer währende Neugierde auf Menschen aller Art gab schnell den Weg zur Portraitmalerei frei. Jedoch auch andere Facetten meines Lebens führten zu zahlreichen Interessensgebieten. Immer mit dem Blick was draussen passiert - sowohl im Detail als auch im großen Ganzen. Es bleibt spannend in der Welt.
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